Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Stadträtinnen und Räte,
Sehr geehrte Mitarbeiter der Stadt Günzburg,
Sehr geehrte Vertreter der Presse,
Sehr geehrte Zuhörer,
die heutige Tagesordnung ist wieder etwas länger, darum möchte ich Sie nicht allzu lange
aufhalten. Heute möchte ich Ihnen meinen Tätigkeitsbericht für mein erstes Jahr als
Schwerbehindertenbeauftragter unserer schönen Stadt vorstellen. Und Sie mögen es mir
nachsehen, wenn dieser noch nicht in Perfektion erfolgt. Bevor ich Ihnen meinen Bericht im
Detail präsentiere möchte ich mich noch kurz vorstellen falls mich der ein oder andere nicht
kennt. Mein Name ist Thomas Burghart bin 40 Jahre jung, und Sitze seit Geburt auf Grund
einer Muskelerkrankung im Rollstuhl. Von Beruf bin ich Industriekaufmann und Vollzeit in
der IT Abteilung bei der Drogerie Müller in Ulm beschäftigt. Meine Freizeit verbringe ich
unter anderem mit Fotografieren, und bin aktiver Feuerwehrmann im schönen Stadtteil
Reisensburg. Ich betreue hier die Öffentlichkeitsarbeit und im Bereich der Jugendarbeit
unterstützend tätig. Auf Kreisebene bin ich Fachberater für Neue Medien und Internet beim
Kreisfeuerwehrverband Günzburg e. V.
Hier möchte ich mich gleich noch bei der Stadt Günzburg bedanken die, ohne lange zu
zögern mir es mit der Errichtung einer Rampe ermöglichte einen Zugang zu den
Sozialräumen im Feuerwehrhaus Reisensburg zu bekommen. Um so mehr freut es mich, dass die neue Feuerwache in Günzburg nicht nur ein Zeichen in Sachen Sicherheit und Zukunft setzt, sondern auch ein Zeichen in Sachen Integration von Menschen mit Behinderung in die Feuerwehr. Gut zugegeben, an manchen Stellen muss man vielleicht doch noch etwas nachbessern, um den richtigen Zugang zu bekommen.
Mich freut es aber zu sehen, dass unsere schöne Stadt immer mehr barrierefreier wird. Nun
ist es sehr angenehm mit Hilfe der neuen Laufwege z. B. vom Bgm. – Landmann – Platz zum
Marktplatz erschütterungsfrei zu gelangen. Und witziger Weise sind die Laufwege meist von Fußgängern benutzt, und man muss mit dem Rollstuhl wieder aufs Kopfsteinpflaster
ausweichen. Klar sind ja „Laufwege“ Spaß beiseite, vielen Dank dass hier eine deutliche
Verbesserung für das Fortkommen in der Altstadt geschaffen wurde.
Auch der Aufzug von der Unterstadt hoch zur Innenstadt stellt eine deutliche Verbesserung dar und ermöglicht es nicht nur Behinderten, sondern auch Senioren des Städtischen Altenheim und Eltern mit Kinderwagen von der Unterstadt in die Innenstadt leichter zu gelangen.
Die Umgestaltung des Turniergartens mit dem barrierefreien Aufgang fügt sich nicht nur
optisch schön in das Stadtbild ein, sondern schafft auch hier eine erhebliche Verbesserung
für die Selbstständigkeit und Mobilität.
Auch der Besuch verstorbenen Familienangehörigen oder Freunden und Verwandten sollte
für jeden von uns jederzeit möglich sein. Hier begrüße ich sehr, dass hier der Friedhof in
Günzburg weitestgehend barrierefrei gestaltet wurde und auch weiter gestaltet wird.
Doch nun zu meinen Tätigkeiten seit meinem Amtsantritt im letzten Jahr.
Neben mehreren Treffen des Aktionskreis Barrierefreiheit unter der Leitung von Fr. Dr. Ruth Niemetz, bei dem aktuelle Themen und Probleme besprochen wurden, galt es hier auchLösungen für alle Zielgruppen zu finden. Hier wird aber auch immer wieder festgestellt, dass es auf Grund der vielen Individualbehinderungen nicht immer ganz einfach ist, ein für alle zu finden. Gerade Sinnesbeeinträchtigungen wie Gehörlosigkeit oder kognitive Einschränkungen schaffen immer wieder Bedarf zur Optimierung, oder decken neue Schwachstellen auf.
Im September letzten Jahres besuchte ich in Burgau das Treffen der
Behindertenbeauftragten des Landkreises. Hier stellte sich die Seniorenfachstelle des
Landratsamtes vor, und es fand ein Vortrag zum Thema barrierefreiem Bauen statt. Zudem
fand ein Austausch mit den Anwesenden statt.
Ebenfalls im September 2019 fanden die Baufachtage im Forum statt. Hier wurde auf das
Thema Barrierefreies Bauen im Wohnraum hingewiesen.
Im Februar diesen Jahres traf ich mich mit den „offenen Behindertenarbeiten“ der
Lebenshilfe und des Dominikus-Ringeisen-Werkes in Ursberg. Die offene Behindertenarbeit schafft Begegnungsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung.
Wir erörterten das Thema öffentlicher Nahverkehr und Handicap. Es wurde hier ein
Aktionstag angedacht, um Menschen mit Behinderung die vorhandenen Möglichkeiten zu
zeigen aber die Corona-Pandemie hatte da wohl was dagegen. Es sollte gezeigt werden wie
funktioniert der Flexibus, oder wie fahre ich Bahn.
Zum Thema öffentlicher Nahverkehr lassen Sie mich an dieser Stelle ein paar Worte
verlieren. Beim letzten AK Barrierefrei wurde lange diskutiert das Haltestellen des
Stadtbusses nicht der Norm entsprechen oder der neue Elektrobus nicht geeignet für
Menschen mit Handicap sei. Dies stimmt zwar in Teilen, wenn ich daran denke, dass ich in
meinem Stadtteil keine mir bekannte komplett barrierefreie Haltestelle des Stadtbusses
habe. So gesehen haben wir doch mit dem Flexibus nahezu in jeder Straße eine Haltestelle
die näher ist, und besser zu erreichen, als die des Stadtbusses. Und zudem verfügen die
Flexibusse über eine Hebebühne am Fahrzeugheck, und ein Gurtsystem um den Rollstuhl
oder Rollator im Bus zu sichern, was im Stadtbus nicht möglich ist. Und wenn man die Fahrer fragt ob sie evtl. 50m weiter fahren könnten tun sie dies meist auch. Sicher ist der Flexibus nicht immer dann verfügbar, wenn ich das gern möchte, aber beim Stadtbus muss man sich auch an den Fahrplan halten, und ist nicht völlig flexibel. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch meine Damen und Herren, ich bin nur der Meinung bevor man hier mittels
provisorischer Haltestellen versucht Barrierefreiheit für einen kurzen Zeitraum zu schaffen,
sollte man hier lieber bis zur dauerhaften Schaffung von geeigneten Haltestellen in das
System Flexibus investieren.
Bezüglich der Thematik Stadtbus vereinbarte ich zudem mit Herrn Brandner einen Termin in Günzburg, wo ich sowohl den „alten Stadtbus“ mit Neigetechnik besichtigte als auch den
neuen E-Bus. Wohl verfügen beide Busse über eine Klapprampe, welche aber primär dazu
dient, den Spalt zwischen dem Bus und einer barrierefreien Haltestelle zu überbrücken.
Im März diesen Jahres begutachtete ich dann noch die behindertengerechte Toilette am
Bahnhof, welche in meinen Augen dringend verbessert werden sollte.
Aus der Bevölkerung kommen hingegen leider wenig Anfragen an mich. Neben einer Anfrage nach einem Lift vom Rollstuhl ins Becken des Waldbades, erreichte mich nur eine Mail eines verärgerten Bürgers warum er in der Tiefgarage am Stadtberg nicht um sonst mit seinem blauen Behindertenparkausweis parken könne. Eine weitere Dame fragte welche Restaurants und Cafes in Günzburg barrierefrei seien, hier konnte ich leider wenig passende Lokale nennen.
Besonders stolz bin ich jedoch, dass ich die Laufwege in der Altstadt als mein erstes Projekt im Amt begleiten konnte, und diese dann auch mit Herrn Oberbürgermeister Jauernig und Herrn Dietze seiner Bestimmung übergeben konnte.
Besonders erwähnen möchte ich, dass ich bei Planungen im öffentlichen Raum in Günzburg mit einbezogen werde, wie z. B. die Neugestaltung des Schloßplatzes. So stehe ich immer wieder mit dem Stadtbaumeister Herrn Dietze in Kontakt.
Zum Thema Laufwege, barrierefreier Umbau des Friedhofes, und der Errichtung einer
Fahrradabstellanlage in der Kapuzinergasse erfolgten Stellungnahmen meinerseits an die
Stadtverwaltung.
Ich komme nun zum Schluss meines Berichtes, und möchte erwähnen, dass Günzburg auf
einem guten Weg in Richtung Barrierefreiheit ist, vieles schon erreicht wurde, es aber
dennoch einiges zu tun gibt. Gerade für Menschen mit kognitiven Einschränkungen sollte in
meinen Augen mehr getan werden, und Schilder und Wegweiser mit Piktogrammen für z. B. das Rathaus, Bücherei usw. versehen werden.
Last but not least möchte ich mich bei folgenden Personen für die stets gute
Zusammenarbeit bedanken.
• Oberbürgermeister Jauernig
• Stadtbaumeister Georg Dietze
• Ordnungsamtsleiter Georg Weißhaupt
• Frau Georgine Fäßler vom Ordnungsamt
• Frau Dr. Ruth Niemetz Vorsitzende des AK Barrierefreiheit
• Allen die ich vergessen habe und zur Barrierefreiheit Günzburgs beitragen.
Liebe Stadträte sollten Sie Fragen, Wünsche oder Anregungen an mich haben, bin ich unter
der E-Mailadresse behnindertenbeauftragter@guenzburg.de jederzeit erreichbar.
Vielen Dank.